Die Wichtigkeit des Chorgebets
Das Wort Chor bedeutet soviel wie Korps oder Ensemble. Das Chorgebet der Mönche ist ihre gemeinsame öffentliche Lobpreisung Gottes. Die Mönche erfüllen durch das Chorgebet ihre Aufgabe im Organismus der Kirche. Durch die Berufung zum Mönchsleben und den Eintritt in die Mönchsgemeinschaft gehören die in besonderer Weise Gott und sind zum Dienst für ihn bestimmt. Alles, was sie tun, also nicht nur der unmittelbare Gottesdienst, ist vor Gott wertvoll, weil es alles zur Ehre Gottes führen kann. Daher dieser Dienst heisst Gottesdienst und der Hl. Benedikt spricht charakteristischerweise vom "Werk Gottes" (opus Dei). Er meint damit das, was für Gott und wegen Gott getan wird.
Der öffentliche Gottesdienst ist zweierlei: Hl. Messe und Offizium (Chorgebet). Die Verbundenheit beider zeigt sich auch darin, dass sich die aktuelle Messkollekte (Gebet) in jedem Stundegebet wiederholt. Der Hl. Benedikt betont beispeillos den liturgischen Gottesdienst. Eifer im Gottesdienst ist eines der Kennzeichen der Berufung ein Mönch zu werden. Das Lobwerk gemeinsam, d.h. im Chor, ist das Erhabenste, Heilsamste und Heiligste, was Menschen auf dieser Erde tun können. Im Chorgebet verbinden sich Himmel und Erde zum selben Ziel, nämlich Gott zu verehren und zu loben.
Die Verherrlichung Gottes ist die erste und wichtigste Pflicht jedes Menschen. Den Gottesdienst soll man daher jeder anderen Tätigkeit vorziehen. Damit dieser Gottesdienst wäre nach den Menschenkräften möglich, werden gemäß der Benediktusregel die geistliche und natürliche Bedürfnise des Mönchs so weis aufgeteilt und geordnet in seltener Ausgewogenheit.
Wenn man die Größe, Glorie und Güte Gottes preist, muss dies in einer Weise geschehen, die des höchsten Wesens würdig ist. Die menschliche Äußerungen sind zu niedrig und ungenügend. Nur Gott allein kann sich auf würdige Weise preisen und verherrlichen. Durch seine Menschwerdung hat er uns dies gelehrt. Deshalb werden im Chorgebet die Psalmen, das Wort Gottes, rezitiert. Der Tradition nach fordert der Hl. Benedikt, dass seine Mönche alle Psalmen innerhalb einer Woche beten. Neben den Psalmen nutzten die Mönche beim Chorgebet auch andere Teile der Heiligen Schrift und Texte aus der Kirchentradition, wie Antiphonen, Hymnen usw. Begleitet wird dies durch die Vorlesung von Texten der Kirchenväter, meistens von Bibelauslegungen.
Dieser Gottesdienst wird den Mönchen durch die Ordensgelübde als Pflicht auferlegt. Sie schulden ihn Gott und er macht sie zu Dienern Gottes. Diese Gebete werden im Auftrag der Kirche ausgeführt und haben dadurch liturgisch-offiziellen Charakter bei allen, die es mit Genehmigung der Kirche ausüben, egal ob sie Kleriker sind oder nicht. Deshalb hat das Gebet der Mönche und der Nonnen gleichen Wert. Gerade beim Chorgebet sind die Worte Jesu: " Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, dort bich ich in ihrer Mitte.", am besten und tiefsten zur Geltung gebracht. Das öffentliche Gemeinschaftliche Gebet ist eine völlig andere und höhere Stufe des Gebetes als das Privatgebet. Leider ist es den Menschen heute wenig vertraut.